Das öffentliche Leben kam nicht zum Erliegen, als am 6.5.06 in der Sporthalle
des Sportinstituts Tübingen die Feierlichkeiten zum 50-semestrigen
Folkloretanzjubiläum von Michel Hepp begannen. Es kam allerdings zu erhöhtem
Verkehrsaufwand, da gleichzeitig die deutsche Meisterschaft über 10 000 m im
benachbarten Stadion stattfand. (Aus der Sonderausgabe der Stuttgarter
Zeitung vom 6.5.06) Nach einer kurzen Tanzrunde für alle Anwesenden hielt
M.H. folgende Begrüßungsrede:
"Ich begrüße alle Gäste und Teilnehmer sehr herzlich und freue mich über den
zahlreichen Besuch.
Eigentlich bin ich ja ein Mensch, der fast ausschließlich nach vorne schaut.
Nach 25 Jahren Folkloretanz im Rahmen des Hochschulsports stelle ich mir
natürlich jetzt schon einmal die Frage: Warum mach ich das eine so lange Zeit?
Warum macht mir das Tanzen überhaupt so viel Spaß?
Angefangen hat alles in der Jugend- und Sportleiterschule Ruit in den Fußstapfen
meines Vaters. Des Öfteren waren meine Brüder und ich bei diversen Tanzseminaren
dabei. Meist haben wir nur zugeschaut oder im Hintergrund gespielt. Ich habe
mich bis zu meinem 16. Lebensjahr standhaft geweigert, das Tanzbein zu
schwingen. Mein Vater nahm mich dann mit ins Jugendhaus Stuttgart West, wo er
Tanzstunde für Jugendliche hielt und nachher Folklore in der Gruppe 61
unterrichtete. Die Geselligkeit in der Gruppe und die Möglichkeit, Kontakte zu
gleichaltrigen jungen Damen zu knüpfen, waren in dieser Zeit meine
hauptsächlichen Motive für das Tanzen.
Als ich mit 18 Jahren dann den Führerschein hatte, nach mich mein Vater öfters
als Fahrer mit. Auf diese Weise lernte ich sein Standardrepertoire inklusive
Methodik. Bald schon erhielt ich kleinere Engagements und erhielt eine gute und
gleichzeitig schöne Möglichkeit, Geld zu verdienen. Das Unterrichten machte mir
auch ziemlich schnell großen Spaß - ich hatte ja Methodik bei meinem Vater
gelernt.
Etwa 1980 war ich dann das erste Mal beim Osterseminar in Obersteinbach und
lernte Belco Stanev und bulgarische Tänze kennen. Eine neue Welt mit schwierigen
Tänzen, ungeraden Takten und komplizierten Rhythmen tat sich auf. Eine echte
Herausforderung. Ergänzt wurde diese Erfahrung noch durch bulgarische
Folkloremusik. Auf mich hatte sie von Anfang mit ihren ursprünglichen und
schönen Melodien, mit besonderen Instrumenten wie Gaida oder Kaval eindrucksvoll
arrangiert, eine besonders beeindruckende Wirkung. In mir kam richtig
Begeisterung auf. Damals hat es angefangen und heute ist die Musik das
wichtigste Element des Tanzes geworden. Schöne Musik geht sehr tief, berührt
Emotionen und streichelt die Seele - ist "magic" - wie mein kleiner Bruder zu
sagen pflegt. Tänze gefallen mir nur noch, wenn sie auch auf schöne Musik
getanzt werden. Tanzen wird für mich manchmal zum aktiven Musikhören. Und immer
wieder treibt mich schöne Musik an. Die Freude an schöner Musik hat auch meine
CDs - verlegt bei Fidula - auf den Weg gebracht.
Nachweislich im SS 1981 begann es dann mit der Folklore im Allgemeinen
Hochschulsport. (Meiner Erinnerung nach und auch der von Birgit H. begann es
schon früher.) Frau Grupe hatte es vorgeschlagen und ich wurde gefragt und habe
das natürlich gerne in Angriff genommen. 50 Semester - ohne jeglichen Ausfall -
das ging nur mit guten AuswechselspielernInnen. Danke für eure Unterstützung. Im
Sommer 1981 ging es dann nach Bulgarien zu Belco mit Sabine, meiner neuen
Freundin und heutigen Frau. Eine weitere Dimension des Volkstanzes tat sich auf.
Durch das Erlernen der Tänze im Land, durch das zusammen Tanzen kam es zu einem
viel tieferen und auch emotionaleren Verständnis anderer Länder, Leute und
Kulturen. Tatsächliche Völkerverständigung und nicht nur Gerede.
Zum Tanz gehört natürlich auch Präsentation, sich selbst zeigen. Es ist
immer besonders beeindruckend, einem tanzenden Menschen zuzuschauen, dem es
gelingt, ganz mit sich, mit der Tanzbewegung eins zu sein, darin aufzugehen. Bei
einer Gruppe ist dann mehr das Zusammenspiel, die Formation und die Synchronität
wichtig. Im weiteren Programm werden wir einige Beispiele erleben dürfen.
Präsentationen in der Gruppe müssen kreativ gestaltet werden. Das hat mir in der
letzten Zeit immer Spass gemacht, auch wenn es in der Gruppe durchaus auch ein
schwieriger Prozess sein kann. So zeigt jetzt die Gruppe des Tübinger
Hochschulsports eine Suite aus 4 verschiedenen bulgarischen Tänzen. Viel Spass" |